Mittwoch, 21. Januar 2015

Mehr zum Setting


MÜNCHEN 2072 
Ein näherer Einblick


Dieses Essay ist in erster Linie als Fortführung und Erklärung der Abweichungen vom offiziellen, kanonischen "München Noir"-Hintergrund gedacht, den man im Shadowhelix-Artikel zur Stadt nachlesen kann, und der  bis ins Jahr 2061 reicht. Hier ein weiterführender Blick auf das gegenwärtige Setting der Runde, und wie es zu diesem ganzen Schlamassel kam.


Während die Konzern- und Matrixlandschaft der Landeshauptstadt in den 2060ern noch von Renraku Computer Systems (mit ihrer Europa-Arkologie in Thalkirchen), NeoNet und Novatech beherrscht wurde, und Seader-Krupp mit seinen Tochterunternehmen BMW und Aetherlink zurück- und vor allem unbeliebt- blieb, markierte das Ende der Dekade in Mehrfacher Hinsicht einen Umbruch. Aber Eins nach dem Anderen.

©Future Warsaw by artificialdesign
Die Dynamik der zunehmend fremdkonzernfeindlichen Bevölkerung und Lokalprominenz wurde zunächst über einen Großeinkauf in die Neuen Bavaria Simsense Studios von S-K in freundlichere Bahnen gelenkt. ‚Ein Großkonzern macht sich beliebt? Als ob!‘, lautet die nahe liegende Antwort auf diese Ansage, und die Wahrheit ist natürlich nuancierter. Eine durchschlagende Erkenntnis hatte sich Mitte der 60er im Upper Management von Saeder-Krupp durchgesetzt: Die Steuerung der seriösen Trideomedien und damit der Nachrichtenkanäle war in der Vergangenheit eher ab- als zuträglich für den Megakon gewesen, da hatte auch Aetherlinks Pionierrolle bei der Etablierung des AR-Netzes und der WiFi-Matrix dem Image des Megakons nicht weitergeholfen. Der erste Schritt der Umgestaltung der Münchner Wirtschaftslandschaft war also ein großangelegter Einstieg in die Unterhaltungsmedien und die damit Einhergehende inhaltliche Kontrolle zur Meinungsmache in der Bevölkerung. Die Isarmetropole hatte an diesem Punkt Dekaden des brodelnden metamenschen- und freiheitsfeindlichen Terrors hinter sich und genug von diesem Image, aber der inhärente Überlegenheitskomplex und die sprichwörtliche Grantigkeit der Münchner brauchte damit nur neue Ventile, was man in gewissen, wesentlichen Schichten, zu einer Art Wirtschaftsxenophobie hochschaukeln konnte. Klar sind alle Kons scheiße, aber verdammt noch mal, BMW ist UNSER Scheißkon, sozusagen. Mehr noch: Unter der Oberfläche soll es zusätzlich zu einer großangelegten Umwerbung der entertainmentfixierten, BTL-spezialisierten Grauen Wölfe, der Türkischen Maffiya gekommen sein. Die Herzen der Münchner würden über Unterhaltungsmedien, nicht über seriöse Programme gewonnen werden. Oder sagen wir... erschlossen.

Als S-K zeitgleich Aethernet im Zuge seiner Umstrukturierungsmaßnahmen abstieß sah es nach Kapitulation aus, und je sympathischer S-K als deutscher Großkonzern und BMW als Traditionsunternehmen der Population damit wurden- die großen Internationalen verdrängten da schließlich gerade die Lokalgrößen- desto mehr tat die Konzernführung, gegen Ende des Jahrzehnts, diesen Eindruck medial zu stützen. Und letztlich taten sie das auch realpolitisch: Mit dem Mammutprojekt Olympiakologie.
Das neuzeithistorisch und astral durch Terroranschläge schwer belastete Olympiagelände bis zum Petuelring wurde zur Baustelle eines gewaltigen Projekts, das auf einen Schlag tausende Arbeitsplätze schaffte, eine immense ökologischen, magische und materielle Abriss- und Reinigungsaktion beinhaltete, und in der Peripherie reichlich Denkmäler, Low-Budget-Habitatzonen und Wirtschaftsaufschwung schuf. Die Investition war für S-K war gewaltig, aber ihr Erfolg sprach für sich: In wenigen Jahren hatte der Megakon sein Münchner Image auf den Kopf gestellt, seine Tochter BMW in die Abteilungen Group, Automotive & Heavy Industries, Bank und Sports & Racing diversifiziert und imagetechnisch wie auch wirtschaftlich neu positioniert. Und nebenbei beachtliche Teile von Münchens Licht- und Zwielichtpopulation als zähneknirschende, heimliche Sympathisanten gewonnen.

Shadowrun New Saeder-Krupp Logo (2075) by raben-aasAngesichts des explodierten Einflusses von S-K auf die organisierte Kriminalität der Stadt über die Grauen Wölfe, oder sagen wir mal ihres konstruktiven Duldungsverhältnisses, überraschte es am Ende kaum jemanden, als es der Megakon nach langem, halblegalen Ringen schaffte, sich mit 49% Anteilen am führenden Sicherheitsunternehmen Schwarze Sheriffs eine Sperrminorität zu sichern, und damit die Fronten gegenüber Renraku Europa endgültig zu zementieren, die sich fatalerweise ein paar Monate zu lange auf ihrem Triumph im seriösen digital- und Netzwerksektor ausgeruht hatten, um Saeder-Krupps rasanten Wiedereinstieg in der Landeshauptstadt bremsen zu können.
Seien wir ehrlich: Hier offenbarte sich die Gegenleistung des Kuhhandels mit Münchens organisierter Kriminalität. Die Lähmung des zwischen zwei konkurrierenden Megakons aufgeteilten Polizeidienstleisters eröffnete zugleich den Wölfen neue Möglichkeiten, sicherte sie ab, riss aber auch einen neuen Markt für kleinere Sicherheitsunternehmen auf, wovon wieder die Wirtschaft profitierte. Die alt und fett gewordenen Sheriffs sangen indessen zu laut unter ihrer Gelddusche um sich an der Konkurrenz zu stören. Und begannen nebenbei auch, auf den Autobahnringen und Schnellstraßen um München ein Auge zuzudrücken, als die BMW-Panzerkarossen sie für sich eroberten. Nichtiges Detail? Nicht ganz.

Dieser ganze Imagemarketing-Coup gipfelte nämlich in einem merkwürdigen Phänomen und gebar eine dubiose Tradition in der reformierten BMW Group.

Vorgeschichte? Vorgeschichte. Im Investmentsektor war in der vergangenen Dekade innerhalb mehrere Megakons, kontrastierend zu ihren weniger Eigeninitiative, Killerinstinkt und Personaldurchfluss fördernden Abteilungen, eine selbst für internationale Riesen extrem radikale Praxis aufgekommen. Kämpfe. Ausscheidungskämpfe, Pitch-Battles, Schlichtungsgefechte, ob nun in den tiefen Opfergruben der Aztechnology-Arkologien oder in den Matrix-Intra-Hosts von Novatech, kamen in Mode. Klingt krank, ist es auch, und doch so naheliegend, und das obwohl die Megakons doch so berühmt und berüchtigt dafür sind, ihr Middle- und Upper-Management augapfelmäßig zu hüten.
Doch gute, agierende Investmentbanker müssen vor allem vier Dinge mitbringen: Kreativität, Gier, Gewissenlosigkeit und ein Übermaß an Verwegenheit. Ersteres brennt ohnehin schnell aus, Zweiteres ist für ihre Arbeit notwendig, führt aber dazu dass man sie gar nicht mehr als ein paar gute Jahre halten will, ehe sie überambitioniert werden. Dritteres ist nötig um die eigenen Ideen und Konzepte, deren Sahnehäubchen schon mal großangelegte Bauernopfer und interne wie auch externe Intrigen erfordern, auch eigenhändig in die Wege zu leiten und zum Erfolg zu führen. Und weshalb Investmentbanker einen gewissen Todesmut und eine eigentlich untpyische Eigeninitiative und Risikobereitschaft mitbringen müssen bedarf keiner weiteren Erklärung.
Gerade Juniorpartner, Partner und Seniorpartner verfügen über eigene Stäbe, Budgets und ein gefährlich hohes Maß an Autonomie, um schnell genug auf den Finanzmarkt zu reagieren. Wenn zwei Kontinente weiter ein Bürgerkrieg ausbrechen muss um zwei Plexe weiter den Umsatz einer schwächelnden Rüstungsfirma anzukurbeln- Eventuell aus strategischen Gründen einer konkurrierenden- dann muss das eben geschehen, und zwar schnell. Zugleich bringt eine dermaßen eskalierende Branche auch das Risiko übereifriger, brillanter Emporkömmlinge und unüberlegter Geschäftsschädigung mit sich, und auch darum kümmert sich eine gesunde Kampfpraxis- jeder wird mal alt, und es mangelt nie an Bewerbern, die von unten nachrücken, gerade wenn der Vorstand einen der Partner für Herausforderungen freigibt. Im besten Fall eine ärgerliche Mahnung, im schlimmsten der schnelle Tod auf der Straße. Denn in Härtefällen passieren selbst bei nichttödlich angemeldeten Ausscheidungen… Unfälle.
Ihr seht: Ein selbstregulierendes Brutbecken für Brutalo-Wirtschaftspolitik, das ganz nebenbei die Rechtsabteilungen permanent auf Trab hält, um einen ständig fluktuierenden, schmalen Grat zwischen effizientem Wirtschaftsdarwinismus und dem Zusammenbruch jeglicher konzerninternen Zivilisiertheit und Etikette immer wieder neu zu definieren.

SOUTH_TOWN_08 by donmalo
©SOUTH_TOWN_08 by donmalo
Zurück zu München und den BMW-Bank-Investmenthaien: Die Münchner wählten den Straßenkampf mit ihren aufgemotzten, gepanzerten Firmenwagen, und es war weniger eine bewusste Entscheidung als ein natürlicher Prozess. Die Süd-ADLer lieben ihre Kampfkarossen, und lieben es, zur Arbeit zu fahren. In diesen Luxusgefährten gehören die Autobahnen und Ringe, die sich zur Rush Hour und auch drumherum mehr und mehr für diese Platzhirsche leeren, spätestens seit die Sheriffs effektiv gelähmt wurden, so gut wie unumstritten ihnen… und bieten zugleich den perfekten Turnierplatz für spontane wie auch formelle Auseinandersetzungen unter Kollegen und Konkurrenten.

Und der Coup? München hassliebt sie dafür. Vom ersten Tag an, an dem diese feinen Krawattenpinkel, diese KonzernSINner, diese unleidige Schickeria, ihre kleinen und großen Dispute explosiv, laut, spektakulär, feurig und blutig auf den Straßen auszutragen begann, hatte der Sprawl auf der Stelle eine neue Eventkultur entwickelt. Sei es weil es jeder liebt die Schweine bluten und sterben zu sehen, sei es zähneknirschender Respekt dafür dass diese Existenzvernichter und Weltwirtschaftslenker sich in aller Sim-übertragenen Halböffentlichkeit unter Lebensgefahr spektakulär beweisen müssen, ehe sie jedermanns Leben versauen dürfen wie es Megakons sowieso tun- Und auch danach in konstanter Gefahr von unten schweben… oder offen zur Schau gestellte Blutsportbegeisterung: Die Massen fahren voll ‘drauf ab und beginnen sich mit diesen schillernden Figuren und Charakteren sogar zu identifizieren.
Es gibt Übertragungsevents, Trideo-Realityshows, illegale SinnSim-Aufzeichnungen der Kämpfe (mit denen die grauen Wölfe einen beachtlichen Profit einfahren), Wettbüros, Starkult mit Fanartikeln und Vorabendsendungen und Guerillablogger, welche sich in der Hoffnung, spontan ausbrechende Kämpfe zwischen Investmentbankern unter sich oder BMWlern und selbstmörderischen Go-Gangern, live mitzuerleben und zu übertragen, selbst auf die Straßen wagen.
Ob nun Marketingstrategie mit Zukunft oder flüchtige Mode- Einige Experten behaupten, die Sparte BMW Bank wäre unter dem konzerninternen Konkurrenzdruck durch Commerzbank und Deutsche Bank längst abgeschmiert, gäbe es die Straßenkämpfe nicht.

Passt das Alles kurzfristig ausgezeichnet in das gehirnwaschende neue Medienkonzept von Saeder-Krupp zur Eroberung des Marktes München? Auf jeden Fall. Hat das ganze Modell langfristig Zukunft? Vielleicht. Ist es gut für die ohnehin kaum vorhandene Geschäftsethik der Megakons und ihre Mitarbeiter? Sicher nicht. Ist es eine irre Show?

Hölle, ja.



Dienstag, 20. Januar 2015

Einleitung

THE PITCH
worum es wirklich geht

2072 AD. Megakonzerne regieren die sechste Welt. Nationen und Staatenkonstrukte sind zu globalpolitischen Statisten verkommen, das Erwachen der Magie… Bla, Matrix und Metamenschen, bla bla… Langweilig. Nehmt Nachhilfe bei jemandem, der drei Jahre und zehntausende Nuyen für eine geisteswissenschaftlichen Akademikertitel zum Fenster ‘rausgeworfen hat und jetzt tagsüber Soyburger bei Capn‘ Beef wendet, wenn ihr eine Auffrischung über die Welt da draußen braucht. Nein? Gut. Let’s get some Big Business done.

"Highway Update" © by epson361
Ihr seid mittendrin statt nur dabei. Ihr seid agierende Partner der Saeder-Krupp-Tochter BMW, Subunternehmen BMW Bank, im glasstählernen Herzen des München-Sprawls, keine Lohnsklaven sondern Macher. Magie mag kommen und gehen, Staaten zerbrechen und werden gegründet, aber harte Währung ist immer im Fluss, und ihr seid eiskalte Investmenthaie und die Spezialisten, die sie beraten. Verscheißt es euch nicht mit den großen Zehn? Lasst euch nicht mit Drachen ein? Drek. Ihr seid der größte der großen zehn Megakons. Und der größte aller Drachen ist euer Boss. So viel zur Welt in der wir leben, Partner.

Wir sind Teil einer gnadenlosen Finanzierungsmaschinerie, welche die wirtschaftlichen, militärischen und politischen Stränge überall auf der Welt, im Orbit und im Sonnensystem zieht, damit das Radwerk läuft. Wir analysieren, finanzieren, manipulieren und refinanzieren. Wir sind Kernkomponenten im Motor des Megakons, und wir sind ein Haufen Raubtiere, von denen genausoviel Härte im internen wie externen Konkurrenzkampf erwartet wird. Andere Megakonzerne verstecken ihre Macher in den Tiefen von Arkologien- Wir fahren mit unseren BMW Automotive & Heavy Industries military-grade Panzerkarossen, die uns die Firma spendiert, kurz Kampfwagen genannt, von unseren Schwabinger Penthouses und Nymphenburger Villen aus zur Arbeit. Und wenn es unüberwindbare interne Differenzen, offene Ausschreibungen um Stellen oder Strafaktionen des Upper Managements auszutragen gilt, oder auch nur Frust abzubauen? Dann tun wir das, unter dem wachenden Auge der Company, auf eben jenen ansonsten beinahe leergefegten Zubringern und Autobahnringen, auf die sich sonst kaum jemand traut- Teils weil sich kaum jemand einen zu genüge sicheren und schnellen Wagen für dieses Pflaster leisten kann, teils wegen uns. Und zwar genau so, wie wir es auf dem Weg zur und von der Arbeit auch täten, wenn Saeder-Krupp die Praxis nicht billigen würde: abdrängend, rammend, zwischen den Ü-Cams auch mal feuernd, und manchmal tödlich. Für die Konsequenzen gibt es Anwälte, und Berichte werden von Siegern geschrieben.

Denn mal im Ernst, wer nicht die Härte, das Kalkül und den Killerinstinkt für einen Straßenkampf mitbringt- wie soll er dann in der gnadenlosen, existenzfressenden Welt des internationalen Finanzwesens irgendetwas bewirken? NeoNet-Juniorpartner prügeln sich, manchmal bis zum Biofeedbacktod, mit ihren Decks im Cyberspace. Aztechnology trägt Gerüchten zufolge nackte, blutige, barbarische Grubenkämpfe zwischen um Partnerverträge konkurrierenden Investmentbankern aus. Und BMW hat eben…

Freude am Fahren.


THE MARKET
setting, look & feel

distant cyberpunk future wallpaper
© distant cyberpunk future wallpaper
Munich Sprawl, Frühjahr 2072. Die BMW-Olympiapole, ein enorm weiter Komplex, der sich über das ganze ehemalige Olympiapark und -einkaufszentrumgelände erstreckt, liegt noch immer mit dem Charme eines hochmodernen Neubaukrebsgeschwürs im Schatten des Kleeblatts, des alten dreiteiligen BMW-Towers am Petuelring. Den Originalbau umspannt der Seader-Krupp-Überbau, eine hohle Nadel aus Glas und Stahl, welche die alte Hochhausstruktur kurzerhand als halbsichtbares Fundament entfremdet, und gut auf die doppelte Höhe erweitert. Fragt nicht so dumm- natürlich nennen ihn die Plexler 'das Kondom'. Keine scheiß Frage. Die Olympiapole steht im krassen Kontrast zu den üblichen, in die Höhe gebauten Megakon-Zentren, wie der im Südosten des Sprawlgebiets gelegegenen Renraku Computer Systems Europa-Arkologie, als flacher, im Grundriss runder, in die Weite ragender Bau: Symbol der Traditionstreue im viergeteilten Layout, Symbol der Verwurzelung in München, Symbol für immense Platzverschwendung, aber zugleich die dutzende Stockwerke tiefen Untergrundhangars und Arbeitsstöcke andeutend, die sich darunter erstrecken.
Die Olypmiapole gliedert sich- ganz im Sinne der Vierteilung- in die Komplexe BMW Automotive & Heavy Industries, BMW Bank, BMW Sports & Racing, und in das Vorstandsviertel, aus dem der Tower herausragt. Ein Netzwerk aus Rails, Lifts und Transportkorridoren durchzieht den Gesamtbau wie lebensspendende Adern einen Organismus. Es bleibt ein weiterer elementarer Unterschied zu den Arkologien anderer Konzerne... das Middle und Upper Management wohnt außerhalb, mehr oder weniger fein, in Schwabing, Nymphenburg, Garching. Man fährt zur Arbeit. Man lebt zumindest eine Stunde am Tag auf der Straße. Manche sterben auf der Straße.  
0732 - Konferenzraum Ost-032, BMW-Bank, Abteilung E.I. - Atherton Lethe spielt ein letztes mal auf einem Screen die Aufzeichnung des Straßenkampfes zwischen Adan Stryker und Stojan Drebnec, dem Neuen, ab. Die Konfrontation ist keine fünfzehn Minuten her... und steuert gerade auf ihren fulminanten Höhepunkt zu. Das restliche Team, Charlie Benedict, Ianne Matsushira, Conrad Wolff, sitzt mit am Tisch und bestaunt noch einmal das stählerne Massaker. Man lebt zumindest eine Stunde am Tag auf der Straße. Manche sterben auf der Straße.

Als Quelle für die Stadt München im Shadowrun-Setting hält der Shadowhelix-Eintrag (http://www.shadowhelix.de/M%C3%BCnchen) her, unter Berücksichtigung kreativer Abweichungen und der Tatsache dass dieser Artikel bei 2061 steht, 11 Jahre vor der Handlung. Die gewichtigste Abweichung ist das beschriebene Standing der Saeder-Krupp-Tochter BMW (und ihrer Subunternehmen) wie auch die vor drei Jahren fertiggestellte und eröffnete Olympiapole.


THE TEAM
(in bearbeitung)

©Shadowrun.com; Dressed to Kill and Concepts
Atherton Lethe (geb. Lanthánesthai); Partner, Teamleiter E.I.
Ein wenig elfenhafter Elf mit allzu eindeutigen Seniorpartnerambitionen bei BMW Bank, Abteilung Extraterrestrial Investment (Orbitaleinrichtungen, Raumverkehr, Asteroidenerschließung, Terraforming), bei dem man sich fragt was er in dieser Abteilung macht, anstatt seine Ohren zu nutzen und in Saeder-Krupps gerade boomendes NAN/Salish-Shidhe-Council-Investmentgeschäft einzusteigen, wo man's als Spitzohr einfach hat. Hochklassiger, aber betont unechter rechter Cyberarm Marke „Step back, dude’s got battle scars.“ 

Charlie Benedict; Juniorpartner, Threat and Businness Assesment
Charly B, der neutrale Pol im Team, die sich ihren Platz auf der Straße erstritten hat und jetzt im bequemen Sitz des Mittleren Managements sitzt, den Blick nicht minder nach oben gerichtet. Metatyp Elfe. Sie hat charmante Spitznamen wie Crystal Charly, Ice Queen und dergleichen. Ihr Spleen ist eine  Vorliebe für Glaswände und -einrichtungen, die sich bis zu ihrem Firmenwagen erstreckt, was Teil ihrer Fahrerstrategie ist.

Stojan Drabnec; Juniorpartner, Executive Consultant
Der frisch von der Konkurrenz abgeworbene, extrahierte, und auf der Straße schon am ersten Arbeitstag geprüfte Berater für das Kuiper-Akkretionsprojekt. Hat dank verborgener Riggertalente Stryker von der Straße gefegt und sich damit auf Anhieb Freunde wie Feinde im Team gemacht. Vermeintlich von seinem Ex-Arbeitgeber verleumdet. Kurzum: Bisher ist Stojan eine einzige Aneinanderreihung interessanter „Zufälle“.

Adan Stryker; Juniorpartner, Matsushiras Schoßhund, und, achja, seit neustem tot.

Ianne Matsushira; Partner, Financial Executive
Kürzlich bei ihrer Beförderung übergangen. Financial Executive im Team und halbwegs erpicht auf einen horizontalen Karrierewechsel im Konzern, aber erst wenn sie mit E.I. fertig ist und keine Überlebenden zurückgelassen hat.

Conrad Wolff; Juniorpartner, Conflict Management
Metatyp Zwerg, alter Kreuzritter in der E.I.-Sache, vielfach übergangen, radikaler Financier fürs Grobe, unberechenbar.


THE CASE
das spiel beginnt

Extraterrestrial Investment- kein Fall wie jeder Andere, sondern brandheißer Dreh- und Angelpunkt einer Reihe ungleicher Partner der BMW Bank. Seader-Krupp ist seit drei Jahren dabei, gnadenlos unprofitable Abteilungen zu streichen und in sicheren Branchen neu zu akquirieren. E.I. hält in diesen Jahren mühsam die im Orbit und Sonnensystem arbeitenden Saeder-Krupp-Töchter Arianespace und Orbital Dynamix finanziell über Wasser. Die internationale Konkurrenz im Weltraum ist größer, risikofreudiger und besser aufgestellt, allem voran Ares Macrotechnology, Transorbital und Hisato-Turner. Jenseits der Erdatmosphäre tobt eine Schlacht um Satelliten-Netzverträge, Ressourcen, Terraformingoptionen, Reise- und Transportrouten. Es hat viel vom legendären Wilden Westen: Der Konzerngerichtshof hält seinen wachsamen, strafenden Blick in erster Linie auf die Erde gerichtet, der Wettbewerb im All wird mit weitaus härteren Mitteln geführt. Die Wachstumschancen dieser weiten, unerschlossenen Grenzgebiete sind genauso unbestreitbar wie das enorme Risiko, und es ist ein einziger Grabenkampf, das Kapital und die finanzielle Bodenarbeit dafür zu machen, während sich die eigentlichen S-K-Töchter mit passiv-aggressiven Holding-Strategien zufriedengeben.

©No asteroid mining... from SpaceKrunch 001 by asteroidblue
Die Prognosen stehen nicht gut: Innerhalb der nächsten achtzehn Monate bis drei Jahre wird die E.I.-Abteilung als  unprofitabel abgestoßen, wenn  sich die Investmentbanker von BMW Bank weiterhin lediglich mit Bodenunterstützung abstrampeln, anstatt den raumfahrenden Schwesterfirmen einen Kurs aufzuzwingen, der das extraterrestrische Geschäft kurzfristig selbsttragend und mittelfristig profitabel macht. Auftritt der Wirtschaftsgladiatoren. Im Grunde sind nur diejenigen im E.I.-Geschäft geblieben, die sich ein letztes mal innerhalb des Megakonzerns hart profilieren wollen, um am Ende in andere Abteilungen übernommen- oder gar heimlich hoffen, in andere, im Geschäft bleibende Kons extrahiert zu werden. Turncoats. Und dann sind da noch, auf der anderen Seite des Grabens, die Hardliner: Die in diesem Markt immer noch eine mit allen Mitteln aufzubauende, blühende Monopolzukunft sehen, wenn man dafür nur ein paar weitere wirtschaftliche Kriegsjahre in Kauf nimmt. Und keine Gefangenen macht.

So weit, so kompliziert, so scheinbar trocken. Bis sich das volle Ausmaß des internen Konflikts entfaltet, sich herausstellt welcher der Partner überhaupt mit welcher Agenda in die Schlacht zieht- und wie hoch der Preis der jeweiligen Ambitionen und Loyalitäten liegt. Wird das Upper Management intervenieren, oder dem Personaldarwinismus seinen Lauf lassen? Welche Konflikt-Präzedenzfälle werden in den gläsernen Hallen der Olympiapole, welche auf der Straße aufgestellt werden? Welche wirtschaftlichen, politischen und militärischen Manöver werden auf der Erde nötig sein, um eine Eskalation im Sonnensystem vorzubereiten und auszulösen, und wie stehen die Chancen, sie auch zu gewinnen? Lasst euch nicht von dem eventuell bevorstehenden Feuerwerk am Nachthimmel ablenken- Die Zukunft von Saeder-Krupps Beteiligung am Wirtschaftsstandort Sonnensystem wird in München entschieden. Vom Fluss harter Währung, seinen blutigen Quellen, und den Investmenthaien, die ihn lenken.

Die ersten Züge sind gemacht.

Wir sehen uns auf der Straße, Partner.